Steinigung (Bibel)


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Während die Steinigung als Einrichtung in arabischen Ländern wahrgenommen oder gar mit dem Islam verbunden wird, gerät die biblische Strafe der Steinigung in den Hintergrund.

Steinigung als Auslöschung gottwidrigen Seins
Dabei kennt das Herzstück der Tora, das 5. Buch Mose (Deuteronomium), die strikte Anweisung, Ehebrecher, störrische Kinder und Leugner des Jahwe-Glaubens (Apostaten) zu steinigen.
Diese brutale und qualvolle Form der Tötung ist in die Vorstellung von Gottes Heiligkeit eingebettet, die kein unheiliges Treiben im Volk Gottes zu dulden vermag:
„Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen“ (Dtn 22,22 u.ö. nach der Einheitsübersetzung) ist eine wiederholte Anweisung im Deuteronomium (vgl. die Wendung in 1Kor 5,13!). Diese hebräische Wendung ließe sich auch übersetzen mit „Du sollst das Böse aus deiner Mitte ausrotten“.

Steinigung bei Gotteslästerung
Wer den Namen Jahwes schmäht, soll getötet werden. In 3Mose 24 ist die Anweisung hierzu als Gottesrede formuliert: „Der Herr sprach zu Mose“ (Vers 13).
„Lass den, der den Fluch ausgesprochen hat, aus dem Lager hinausführen! Alle, die es gehört haben, sollen ihm ihre Hände auf den Kopf legen; dann soll ihn die ganze Gemeinde steinigen. Sag den Israeliten: Jeder, der seinem Gott flucht, muss die Folgen seiner Sünde tragen. Wer den Namen des Herrn schmäht, wird mit dem Tod bestraft; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Der Fremde muss ebenso wie der Einheimische getötet werden, wenn er den Gottesnamen schmäht.“ (3Mose 24,14-16)

Steinigung bei Unzucht und Ehebruch
Wurde ein Mädchen in Israel der Unzucht, d.h. des sexuellen Verkehrs außerhalb einer Beziehung bezichtigt und konnte das Mädchen(!) seine Unschuld nicht beweisen, so galt: „Wenn der Vorwurf aber zutrifft, wenn sich keine Beweisstücke für die Unberührtheit des Mädchens beibringen lassen, soll man das Mädchen hinausführen und vor die Tür ihres Vaterhauses bringen. Dann sollen die Männer ihrer Stadt sie steinigen und sie soll sterben; denn sie hat eine Schandtat in Israel begangen, indem sie in ihrem Vaterhaus Unzucht trieb. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen.“ (Dtn 22,20-21)

Für den Fall des Verkehrs einer Verlobten mit einem anderem Mann galt eine ähnliche Weisung:
„Wenn ein unberührtes Mädchen mit einem Mann verlobt ist und ein anderer Mann ihr in der Stadt begegnet und sich mit ihr hinlegt, dann sollt ihr beide zum Tor dieser Stadt führen. Ihr sollt sie steinigen und sie sollen sterben, das Mädchen, weil es in der Stadt nicht um Hilfe geschrien hat, und der Mann, weil er sich die Frau eines andern gefügig gemacht hat. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen.“ (Dtn 22,23-24)

Die Steinigung in der Verkündigung Jesu
Nach dem Zeugnis des Johannes-Evangeliums soll Jesus mit der Praxis der Steinigung konfrontiert worden sein. Ein Fall von Ehebruch wurde verhandelt:

„Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du?“ (Joh 8,5).
So zu einer Stellungnahme aufgefordert, verwirft Jesus die Weisung der Tora nicht. Er bestreitet nur die „Zuständigkeit“ der versammelten Menschen:
„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ (Joh 8,7).
Damit hat Jesus letztlich die Steinigung zwar unmöglich gemacht, jedoch die alttestamentliche Weisung keinesfalls für nichtig erklärt.
Er hat den Menschen das Recht auf Leben und Tod aus den Händen genommen und Gott neu als Richter verkündet (vgl. Dtn 32,35f.).

Die Bibel in der Einheitsübersetzung. - Erich Zenger: Das erste Testament. Die jüdische Bibel und die Christen, Düsseldorf 1998. - Klaus Berger: Jesus, München 2004.