Die Bibel geht davon aus, dass alles Leben und die gesamte Welt durch das urmächtige Handeln Gottes entstanden ist.
In Gen 1 ff sind die Berichte sehr umfassend und verdichten die Schöpfungsvorstellungen in anderen Teilen des Alten Testamentes.
Die Schöpfung und die Heilsgeschichte Israels sind als Einheit zu betrachten. Jahwes Geschichtshandeln ist Tat des allein existierenden Schöpfergottes.Die Bibel bietet aber gleich zwei Varianten an, wie die Menschen und Welt geworden sind an, zwei eigentlich unterschiedliche Werke, den Schöpfungsbericht in Gen 1 und den in Gen 2. Beide Texte stammen aus unterschiedlichen Zeiten.
1. Der ältere Text entstammt der sogenannten „jahwistischen“ Tradition. Er liegt in Gen 2,4-24 vor und ist gleichzeitig die Eröffnung für die Schilderung vom Fall des Menschen in Gen 3. Niedergeschrieben wurde dieser Text von einem Theologen am Hof König Salomos, in etwa im 10. Jahrhundert v. Chr. . Der Verfasser konnte sich dabei auf eine Reihe von Erzählungen stützen, die im Umfeld Israels überliefert wurden.
Im Hintergrund steht hier das Weltbild der Nomaden. Der Anfang wird so geschildert, als sei der Urzustand der Schöpfungswelt die Wüste. So stellt es sich der Nomade vor. Der Verfasser hat nun einen Schöpfungsmythos übernommen und im Glauben Israels umgeformt. So beschreibt er, wie die Wüste durch eine Flut getränkt wurde und schon schafft Gott den Menschen. Danach wird erst die Welt um ihn herum geschaffen. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, den Erdboden zu bebauen (Gen 1 2,5b). Er soll aber nicht allein sein, darum wird eine Frau aus seiner Rippe geformt. Damit will der Jahwist die Gleichartigkeit von Mann und Frau betonen.
2. Der sogenannte erste Schöpfungsbericht der Priesterschrift sieht das ganz anders. Gen 1,1-2,4
Er ist wohl im 6. vorchristlichen Jahrhundert geschrieben worden. Es handelt sich hier um einen weisheitlich eingefärbten Lehrbericht mit einer ganz strengen Zahlenstruktur. Der Bericht spricht von 8 Schöpfungswerken (Licht, Himmel, Erde, Pflanzen, Gestirne, Wasser- und Lufttiere, Landtiere, Mensch.), die auf 6 Tagen verteilt sind. Am dritten und am sechsten Tag geschehen zwei Schöpfungswerke. Jeder Tag wird in 5 Abschnitte eingeteilt: 1. das Ergehen des Schöpfungswortes 2. Die Bestätigung: es geschah, 3. Die Durchführung der Schöpfungstat, 4. Die Billigung durch Gott („..und Gott sah, dass es gut war“) 5. Die Zählung der Tage.
Das heißt: erst wird die Welt geschaffen und zum Schluss der Mensch als Ebenbild Gottes. Diese Ebenbildlichkeit verpflichtet den Menschen sich an Gottes Gebote zu halten
Im priesterschriftlichen Text ist keine Wüste am Anfang, sondern ein Wasserchaos. Das liegt nicht mehr in der Lebenswelt eines Nomaden. Hier knüpft der Text an vorhandene Mythen aus Mesopotamien an und stammt aus der Zeit der babylonischen Gefangenschaft Israels. Man hat also einen fremden Text über- und bearbeitet und auf der Basis des Glaubens Israels umgeformt.
Die Theologen des 6. bzw. 5. vorchristlichen Jahrhunderts stellten beide Texte nur hintereinander, ohne die Unterschiede zu beseitigen. Damit zeigen sie, dass es nicht um naturwissenschaftlichen Fragestellungen ging. Sie bezeugen damit eindrücklich, dass es der biblischen Offenbarung nicht um Naturkunde bzw. Naturgeschichte geht. Und auch die entsprechenden Weltbilder sind also nicht der eigentliche Lehrgegenstand dieser Texte.
Die eigentliche Aussage ist, dass der Mensch eine Art Sonderschöpfung Gottes ist. Im ersten Teil steht er der weiteren Schöpfung vor, in der Priesterschrift ist er die Vollendung der Schöpfung. Aus diesem Grund kennen die katholische und evangelische Kirche in ihrer heutigen Lehrmeinung keinen Widerspruch zu dem wissenschaftlichen Bild von Urknall und Evolutionstheorie|Evolution]], weil sie wie der Redakteur der Bibel, beide Schöpfungsberichte nicht als wissenschaftliche Berichte verstehen, sondern als bildliche Formulierung, in welcher Beziehung Gott zu den Menschen steht, welche Aufgabe der Mensch hat und was durch den Ungehorsam der Menschen zu Gott geschehen ist.