Septembertestament


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Die zehn Monate seines Wartburgaufenthaltes nutzte Luther intensiv zu theologischen Studien und zur Übersetzungsarbeit. Die Krönung seiner Arbeiten war die Übersetzung des Neuen Testaments. Luther leistete diese enorme Arbeit in ca. zehn Wochen. Im Herbst 1522 lag die sogenannte Septemberbibel vor. Um scholastische Verfälschungen zu erkennen und zu korrigieren stützte er sich im Gegensatz zu anderen Übersetzern (siehe Bibelübersetzungen), welche die lateinische Vulgata zugrundelegten, vornehmlich auf den griechischen Urtext.

Seine gewaltige übersetzerische Leistung basierte auf einer vergleichweise freien Wortwahl, auf Wort- und Stilelementen, wie sie die Mutter im Haus und der gemeine Mann gebrauchten. Das Ziel das sich Martin Luther gesetzt hatte, also die Verständlichkeit der Bibel für jedermann, war nicht leicht zu erreichen, denn ,,wer dolmetschen will, muss großen Vorrat an Worten haben, dass er die Wahl haben kann, wo eins an allen Orten nicht lauten will (…) Man muss nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man soll deutsch reden (…) Sondern man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den gemeinen Mann auf dem Markt darum fragen und denselben aufs Maul sehen, wie sie reden, und danach dolmetschen, so verstehen sie es und merken, dass man deutsch mit ihnen redet.

Luther hat sich in seiner Arbeit überwiegend auf die sächsische Amtsprache gestützt, denn in seinen Tischreden sagt er: ,,Ich habe keine gewisse, sonderliche, eigene Sprache im Deutschen, sondern brauche der Gemeinen deutsche Sprache, dass mich beide, Ober- und Niederländer, verstehen mögen. Ich rede nach der Sächsischen Canzeley (..)«.

Nachdem Luther sein Werk im März 1522 vorerst beendete, nahm er das fertige Manuskript im Mai nach Wittenberg, wo er den Text mit seinen sprach- und sachkundigen Freunden und Helfern gewissenhaft überarbeite. Dabei half ihm auch Philipp Melanchthon, der Professor für die griechische Sprache und guter Kenner des Hebräischen war. Infolge dieser Zusammenarbeit erscheint in der Druckerei von Melchior Lotter im September ,,Das Newe Testament Deutzsch, Vuittemberg«. Der Druck war von erstklassiger Qualität, und im Druckfehlerverzeichnis befanden sich nur acht Auflistungen. Es ist in die Geschichte als ,,Septembertestament« oder seltener auch als ,,Septemberbibel« eingegangen. Dieser Ausgabe wurden insgesamt 21 Holzschnitte aus der Werkstatt Lucas Cranachs beigegeben. Bereits im Dezember musste wegen der großen Nachfrage die zweite Auflage gedruckt werden. In Augsburg, Nürnberg und Frankfurt musste sogar das ,,Septembertestament« nachgedruckt werden. Ab diesem Moment wurde jedem, der lesen konnte, der Zugang zu einem verständlichen Wort Gottes ermöglicht.

Die vollständige Bibelübersetzung lag 1534 vor.