Herkunft, Funktion und Zweck der Lade, des neben dem Zeltheiligtum wichtigsten Kulturgegenstandes in Israel vor dem Tempel, sind in der Forschung stark umstritten. Der Textbefund des AT stellt sich folgendermaßen dar: die ältesten sicheren Belege finden sich beim siehe Jahwisten (Zeit Salomos) in Num 10,33 und Num 14,44. Diese Texte weisen auf die Wüstenzeit zurück. Die Lade hat hier die Funktion, als nomadisches Wanderheiligtum der Gruppe voranzuziehen, Weideplätze zu erkunden und im Kampf göttlichen Beistand zu sichern. Nach Num 10,35 ist mit der Lade die Gegenwart Jahwes verbunden. In Jos 3,1-6,1ff wird berichtet, dass die Lade bei einer kultischen Prozession bei Gilgal durch den Jordan sowie um (die Ruinen von) Jericho gertragen wurde. In der siehe Ladeerzählung (1.Sam 4,1-6,1ff; 2.Sam 6,1ff) gilt die Lade als Teil des göttlichen Thrones, sie wird von David nach Jerusalem gebracht und von Salomo im Allerheiligsten des Tempels aufgestellt (1.Kön 8,1ff). Anders interpretiert das Deuteronomium (Dtn 10,1-5 und Dtn 31,9-26): es versteht die »Lade des Bundes« als Kasten, in welchem die Tafeln des Dekalogs liegen Die nachexilische siehe Priesterschrift schließlich beschreibt die Lade als Kasten aus Akazienholz, der mit Gold überzogen und mit Stangen tragbar gemacht ist (siehe Ex 25,10-22). Darauf ist eine goldene Deckplatte (Sühneplatte oder nach Luther: Gnadenstuhl siehe Hebr 4,16) angebracht, ein wohl ursprünglich von der Lade unabhängiger Kultgegenstand. In der späteren Überlieferung des AT ist die Lade praktisch verschwunden (siehe Jer 3,16).
Diese unterschiedlichen Deutungen der Lade im AT lassen sich vorsichtig folgendermaßen erklären: die Funktion als Wanderheiligtum und schützendes Kriegsheiligtum (Palladium) aus der nomadischen Frühzeit Israels scheint gesichert, dazu kam später die Vorstellung des göttlichen Thrones, eng verbunden mit den siehe Cherubim, die sich ja auch auf der Lade befinden. Die Lade als Kultgegenstand mit ihrer erschreckenden Heiligkeit (siehe 1.Sam 5,1ff; 2.Sam 6,7) ist ein Zeichen der Macht und Gegenwart Gottes. Die Vorstellung von der Anwesenheit Gottes wird später abgelöst durch den Glauben an die Gegenwart Jahwes im Tempel bzw. in Jerusalem, also an einem festen, von ihm selbst erwählten Ort.
siehe auch Bundeslade