Die Kreuzzüge vom 11. bis zum 13. Jahrhundert waren Religionskriege, die im Namen Jesu Christi zur Befreiung des „Heiligen Landes“ geführt wurden. Theologische Voraussetzung war die Verknüpfung der Lehre vom „gerechten Krieg“ mit der volkstümlichen Wallfahrtsfrömmigkeit. Ritter wie die Templer oder Johanniter verstanden sich als „milites christi“, die sich nur durch das Kreuz auf dem Gewand und das Schwert von anderen Pilgern unterschieden.
Neben religiösen Momenten wie dem Erlass von Sünden standen bei den Kreuzfahrern vor allem machtpolitische und wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Zur Sicherung der eigenen Autorität rief Papst Urban II. 1095 den ersten Kreuzzug (1096-99) aus, um Byzanz im Kampf gegen die Seldschuken zu unterstützen. In einem blutigen Siegeszug eroberten die bewaffneten Wallfahrer 1099 Jerusalem und gründeten Kreuzfahrerstaaten.
Als es 50 Jahre später zu einer teilweisen Rückeroberung durch die Araber kam, setzte sich Bernhard von Clairvaux für den zweiten Kreuzzug (1146-48) ein, der aber bereits auf dem Marsch durch Kleinasien scheiterte. Nach der Einnahme Jerusalems durch Sultan Saladin im Jahr 1187 kam es zum dritten Kreuzzug (1189-1192). Unter der Beteiligung von Kaiser Barbarossa und dem englischen König Richard Löwenherz konnten die Kreuzfahrer zwar Teilerfolge erzielen, doch gelang es ihnen nicht mehr, die Vormachtstellung der islamischen Herrscher zu brechen.
Der vierte Kreuzzug (1202-04) offenbarte das finanzielle Interesse der Kreuzfahrer: Statt wie geplant Ägypten zu erobern, stürmten sie in einem fürchterlichen Blutbad Konstantinopel. Nach Scheitern des fünften Versuchs (1217-1229) gelang es Kaiser Friedrich II. im 6. Kreuzzug (1228-29) durch geschickte Diplomatie, die Herrschaft über Jerusalem zu erreichen. Doch bereits 1244 fiel die Stadt wieder in die Hände der Araber.
Auch die beiden letzten Kreuzzüge (1248-54 und 1269-72) durch den französischen Königs Ludwig IX. konnten den Untergang der Kreuzfahrer nicht mehr verhindern. Die Idee der päpstlich autorisierten Gewalt wurde nun gegen innere Feinde, seien es Ketzer, politische Gegner oder aufständische Bauern, angewandt. Die Ereignisse zwischen dem ersten und dem zweiten Kreuzzug präsentiert der Film „Königreich der Himmel“ von Ridley Scott.
Insgesamt profitierte das Abendland von der Begegnung mit den Arabern: Wissenschaften wie Mathematik, Geographie oder Medizin wurden beflügelt und auch Bereiche wie Hygiene, Mode, Schreib- und Bankwesen wurden positiv beeinflusst. In der muslimischen Welt hingegen prägte sich das Bild der mordenden, christlichen Barbaren ins kollektive Gedächtnis ein.