Demut


CC-BY  Reinhard Mawick Nachschlagen

Demut ist eine Haltung ist, die heute einen negativen Anklang an Unterordnung und Unterwerfung hat. Diese negative Bedeutung liegt im germanischen Wortursprung begründet: »Diemüete« bezeichnet noch im Mittelhochdeutschen die Gesinnung von Gefolgsleuten gegenüber ihrem Lehnsherrn, den Vorgang, dass man vor einem Herrn niederzuknien und auf Befehle zu warten hatte.
Die irischen Missionare, die das Christentum zu den Germanen brachten, übersetzten den lateinischen Begriff »humilitas« aus der Bibel genau mit diesem Wort, das die Unterwürfigkeit gegenüber dem Lehnsherrn zum Ausdruck brachte. Die Wortwahl hatte weitreichende Folgen: Im Namen der Demut wurden Menschen bedrängt, unterdrückt, eben im abwertenden Sinne ge-demütigt. Damit aber wurde der eigentliche Sinn der biblischen Demut verfehlt, denn der liegt in der Freiwilligkeit. Demut im biblischen Sinne kann niemals eine erzwungene Unterwerfung sein, sondern sie ist eine persönlich entwickelte und gewollte Lebenshaltung. Zu wahrer Demut gehört unverzichtbar die autonome Entscheidung des Einzelnen (siehe Autonomie).
Die Verknüpfung von Gottesliebe, Nächstenliebe und Selbstliebe ist der Schlüssel für eine recht verstandene christliche Demut, die nicht zur Selbsterniedrigung um der Selbsterniedrigung willen führt. Vielleicht könnte man Demut heute am besten mit der Formel »Respekt vor dem anderen« übersetzen.

mit Material von: chrismon.de