Im Alten Orient waren homosexuelle Praktiken weit verbreitet und hatten oft sakrale Bedeutung im Kult. Auch in den kanaanitischen Kulten gab es wahrscheinlich männliche Prostituierte (siehe Tempelprostitution), siehe 1.Kön 14,24. Im Gegensatz dazu lehnt das AT die Homosexualität scharf ab (Gen 19,4f, Lev 20,13, Dtn 22,5). Die Gründe sind vielfältig: zum einen galt Homosexualität als typisch heidnisches Verhalten, zum anderen widersprach sie der alttestamentlichen Auffassung, wonach Sexualität ausschließlich der Zeugung zu dienen habe. Das NT steht in der Ablehnung der Homosexualität ganz in altestamentlich-jüdischer Tradition und damit im bewussten Gegensatz zurr Hochschätzung der Homosexualität in der hellenistischen Kultur (1.Kor 6,9; 1.Tim 1,10). Daneben bemüht sich aber Paulus in Röm 1,18-32 (u.a. zu diesem Problem) um ein theologisches Urteil. Er verurteilt nicht die Homosexualität als ein isoliertes Vergehen, das Gottes Strafe nach sich zieht, sondern er wertet sie umgekehrt als Folgeescheinung der Entfremdung des Menschen von Gott. Die heutige theologische Debatte müsste vor allem die geänderte Sichtweise der Sexualität allgemein und auch das Problem eines von Gott ebenso geschaffenen Menschen mitberücksichtigen.