Pietismus ist ursprünglich ein Spottname, abgeleitet vom lateinischen Pietas (Frömmigkeit). Er richtete sich gegen die Anhänger Philipp Jakob Speners (1635-1705). Der Pietismus prägte als Reformbewegung im 17. und 18. Jahrhundert die evangelische Kirche und betonte in besonderer Weise die Bibel sowie die Notwendigkeit, dass der Einzelne sich für den Glauben entscheiden muss.
Neben einer intensiven Bibel- und Gebetsfrömmigkeit liegt der Schwerpunkt auch auf einer aktiven Nächstenliebe. Neben Spener zählen August Hermann Francke (1663-1727), der in Halle diakonische Einrichtungen gründete, sowie Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) zu den Wegbereitern des Pietismus, der auch heute noch in der evangelischen Kirche prägend wirkt, etwa durch den 1897 gegründeten Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband mit Sitz in Kassel.