Distel


CC-BY  Mario Reinhardt Nachschlagen

Die Bibel erwähnt Dornen und Disteln häufig – oft in Form von Metaphern – und der Leser, damals wie heute, versteht sogleich was gemeint ist. Disteln sind etwas Gemeines, Stechendes, Schmerzhaftes. Sie peinigen uns bei der Arbeit um unser tägliches Brot und machen uns das Leben zur Hölle. Zugleich sind sie ein Zeichen der Vernachlässigung, der Unordnung, der Schlamperei.
Breits im Buch Genesis wird erzählt, dass der Mensch schon seit seinen ersten Tagen als Landwirt in einem Dauerkampf gegen die Distel steht. Die biblische Legende spiegelt ziemlich genau die harte Konkurrenz zwischen den ersten Ackerbauern und den dornigen Unkräutern auf den Getreidefeldern wider.
Zu Adam sprach er (Gott): Weil du auf deine Frau gehört und von dem Baum gegessen hast (siehe Sündenfall), von dem zu essen ich dir verboten hatte: So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln lässt er dir wachsen / und die Pflanzen des Feldes musst du essen.« (Gen 3,17-18)
Disteln wachsen weniger in der freien Natur als dort, wo der Mensch das Land urbar gemacht hat, wo er für seine Feldfrüchte die Erde umgegraben und gedüngt hat. Nicht im Wald oder im offenen Grasland, sondern in den Getreideäckern oder Viehweiden finden die Disteln, was sie zum Gedeihen brauchen. Und passt der Bauer nicht auf, sind die Disteln gleich da. So war es am Anfang der landwirtschaftlichen Kulturen in Kleinasien und so ist es bis zum heutigen Tag geblieben.
Der Landwirt unterscheidet selten zwischen den verschiedenen Distelarten: Sie sind alle einfach Disteln. Es ist sogar oft der Fall, dass jede dornige oder stachelige Pflanze auf dem Acker Distel genannt wird, ganz gleich, ob es sich um eine echte Distel handelt oder nicht.