Matthäusevangelium


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Im Matthäusevengelium ist das Markusevangelium fast vollständig und überwiegend auch in der Reihenfolge des Berichtens enthalten. (siehe Zwei-Quellen-Theorie). Dennoch ist das Matthäusevangelium nicht nur eine Neuauflage des Markusevangeliums.

Die Heimat des Matthäusevangeliums ist wahrscheinlich das griechisch-sprechende, mit der jüdischen Überlieferung noch vertraute Judenchristentum der Zeit nach der Zerstörung Jerusalems (70n.Chr.). Hier sind nicht nur zum Teil älteste Überlieferungsstoffe der palästinischen Urgemeinde bewahrt worden, sondern man hat dort vor allem auch an dem bestimmten Gesichtspunkt der Überlieferung jener ältesten Jüngergemeinde Jesu festgehalten: dass alles, was für das Leben der christlichen Kirche wichtig ist, als Lehre Jesu zu überliefern sei, der als der Messias der alleinige Lehrer der christlichen Kirche sei (Mt 23,6).

Von daher ist zu erklären, warum in den Evangelien grundsätzlich kein Unterschied gemacht wird zwischen Sprüchen, die Jesus selbst formuliert hat und solchen, die erst in der nachösterlichen Gemeinde gebildet worden sind: Alles, was in der Gemeinde als wahr und wichtig gelehrt wurde, wurde als Jesu Wort überliefert; und im Bilde seiner Jünger sollten sich alle Christen aller Orte und Zeiten erkennen.

Dem entspricht der Aufbau des Matthäusevangeliums im Unterschied zu dem Markusevangelium. Im Zentrum stehen die großen Reden Jesu (Mt 5,1-7ff; Mt 10,1ff; Mt 13,1ff; Mt 18,1ff; Mt 23,1ff; Mt 24,1-25ff;), die Matthäus in manchen Teilen vorgefunden, insgesamt aber aus verschiedenem Spruchgut selbst gestaltet hat. Die Lehre Jesu ist in der judenchristlichen Gemeinde die entscheidende Mitte.

In Mt 22,7 ist deutlich die Zerstörung Jerusalems am Ende des jüdischen Krieges im Jahre 70 n.Chr. vorausgesetzt. Das Matthäusevangeliums ist also nach dieser Zeit entstanden. Wahrscheinlich ist seine Abfassung gegen Ende des 1. Jahrhunderts anzusiedeln.

Die Annahme, dass es sich gemäß kirchlicher Überlieferung bei dem Verfasser um Mätthäus, den ehemaligen Zöllner und Jünger Jesu, handelt, wurde inzwischen aufgegeben. Als sehr wahrscheinlich gilt, dass der Autor ein griechisch sprechender Jude aus Syrien war. Er schrieb sein Evangelium zwischen 75 und 85 n.Chr. Zusammen mit Markus und Lukas gehört er zu den Synoptikern.

Der Evangelist Matthäus will jüdisch denkenden Lesern beweisen, dass Jesus von Nazareth der verheißene Messias und Sohn Davids war. Er sollte das angekündigte Reich Gottes auf Erden einsetzen und somit die Verheißung des AT und der jüdischen Überlieferung erfüllen. Das Matthäusevangelium betont sehr stark das Menschsein Jesu. Darum ist das Symbol des Matthäus der geflügelte Mensch (Engel).

Nach der Legende soll der Evangelist Matthäus als Missionar nach Parthien (Mesopotamien) gegangen sein. In der griechischen und lateinischen Kirche wird er als Märtyrer verehrt. Seit 954 werden seine Reliquien in der Kathedrale von Salerno verehrt.