Georg


CC-BY  Georg Dr. Glonner Nachschlagen

Der Soldat Georg (griechisch »Bauer«) erlitt um 303 in Anatolien das Martyrium (siehe Märtyrer). Der Legende nach soll er eine Prinzessin vor dem Opfertod gerettet haben, indem er den Drachen, dem sie dargebracht werden sollte, tötete. Später heiratete er die Prinzessin und war an ihrer Seite König über ihr Reich.

Als Drachentöter wurde Georg wie auch Demetrius jüngst gerne in das Reich der Legenden abgeschoben. Das Motiv ist aber uralt und zur Zeit der Diokletianischen Christenverfolgung auch staatspolitisch hochbrisant.
Die Errettung der Jungfrau und die Erlegung des Drachens reflektiert nämlich den Mythos um Perseus und Andromeda. Perseus erlegt das Ungeheuer, dem Andromeda geopfert werden soll mit Hilfe des Medusenhauptes. Als er den Dämonenkopf anschließend ins Meer wirft, steigt das geflügelte Pferd Pegasus daraus hervor.
In einer Zeit, da sich Kaiser Diokletian als Gott Jupiter und sein Mitkaiser Maximian als Gott Hercules verehren liesen, galten deren Kronprinzen innerhalb der Tetrarchie als deren Söhne. Perseus ist aber ein Sohn des Jupiter. Noch näher kommt man dem Mythos über die Staatsideologie des Alten Ägypten. Der Pharao galt als Inkarnation des Horus, des Sohnes von Isis und Osiris. Horus war in einen kosmischen Kampf mit seinem Onkel und Mörder seines Vaters Seth verwickelt. Das ewige Ringen des Kosmos mit dem Chaos wird hier thematisiert. In einer spätantiken Darstellung ist denn auch Horus als Reiter dargestellt, wie er Seth in Gestalt eines Krokodils mit der Lanze tötet.
Selbst in der Bibel finden wir den Kampf zwischen Kosmos und Chaos: In der Apokalypse wirft der Erzengel Michael den als Drachen dargestellten Satan nieder und tötet ihn.

Wie auch immer das Leben des historischen Märtyrers Georg verlaufen sein mag: Er wurde zur christlichen Antwort auf den uralten Staatsmythos und direkten Herausforderung für die Ideologie der Christenverfolger.